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Neologism
Dead Language
 
 
 

Die Macht der Antike.

Anleihen bei den Toten.

Charakteristisch für das 20. Jahrhundert waren die antiken Sprachen. Eine ursprünglich zum Ausdruck zu bringende Allgemeinbildung war hier quasi Leitmotiv. Der Typ ist wieder im Kommen …

  • Talanx

Herkunft dieser Namenstypologie.

Totgesagte leben länger.

Die (westliche) Kulturherkunft lässt grüßen.

Was sich früher als sichtbares Zeichen einer bürgerlichen Wissensgesellschaft darstellte (der Griff in die altsprachliche Kiste), ist heute eher als Methodik zu Abgrenzung vom Alltäglichen zu betrachten. Als ein Relikt der Renaissance kannte auch das 18. Jahrhundert diese Bezeichnungsmethodik, etwa in der Städtebennung in der Neuen Welt. Cincinnati ist ein schönes Beispiel (für eine Neologismus-Tote-Sprachen-Variante).

  • Xerox

Griechisch-römischer Stil herrscht vor.

Die spinnen, die Römer.

Und geben sich die Klinke in die Hand.

Ganz elegant hingegen kommen immer wieder die Griechen und Lateiner daher. Das ist schon nicht schlecht, wenn man die sprachliche Assoziation einer Phalanx bemüht und es dabei auch noch schafft, den aggressiv-kriegerischen Unterton der Wortherkunft zu unterdrücken.

  • Alba
  • Pentax

Wahre Klassiker begegnen uns hier ...

Can you xerox that …

… for me, please?

Der Graeco-Klassiker schlichtweg ist wahrscheinlich Xerox. Abgeleitet aus „trocken“ (xeros) entstand vor längerer Zeit schon ein traumhafter Kunstname: Die auf Trockentoner basierte Kopiertechnik wurde zudem zum Gattungsbegriff. Reife Leistung!

... und das schon lange.

Reib’ mich ein, Frau.

Aber mit der richtigen Creme!

Der andere Superklassiker ist wahrscheinlich die Marke Nivea. Hier mal außerhalb der Reihe. Einfach aus dem Lateinischen für „schneeweiß“ herübergeholt, begleitet sie uns schon länger, als wir denken können. Und in hundert Jahren wird sie höchstwahrscheinlich auch noch da sein.

  • Nivea
  • Veritas
  • Momentum

Zudem hat diese Methode einen gewissen 'Klangstil'.

Fahr’s weg, Mann.

Zum Recyceln.

Auch Alba geht diesen Weg, auch hier stand der Lateiner Pate, auch hier ist die Wortbedeutung „rein“ oder „weiß“. Es geht schließlich um Recycling. Da ist ein Reinheitsbezug durchaus sinnvoll. Einspruch 1: Die wenigsten Menschen werden heute noch noch die ursprüngliche Wortbedeutung kennen. Einspruch 2: Wieviele kommerzielle Albas gibt es eigentlich? Google Tip: Alba Logo (Bilder).

Unsere Sprachen kennen diese Herkünfte allerdings sehr gut.

Greif in die Kiste, Chantal.

Und zieh dir vorher Handschuhe an.

Natürlich ist das Lateinische und Altgriechische mehr als nur ein Topf, aus dem man sich schöne und gutklingende Brands herausnehmen kann. Die heute in der westlichen Hemisphäre gesprochenen Sprachen beinhalten eine Fülle dieser alten Wortschätze. Lateinische Begriffe und Worte sowieso – das Griechische eignete sich zudem exzellent für die medizinische und sonstige wissenschaftliche Nomenklatur.

Doch Vorsicht ist geboten. So leicht ist Branding nicht.

Treib’s nicht zu wild, Kevin.

Die Suffixe-Kombis-Inflation. Leicht galoppierend.

Isis und Osiris. Diese beiden sind nicht totzukriegen. Zu Napoleons Zeiten waren die alten Ägypter schon einmal en vogue. Und zwar so richtig. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde geisist und geosierist. Dann war erst einmal Schluß. Heute sind sie wieder da, die Ägypter*innen! Novartis hat den Startschuss gegeben. Auch altgriechische Suffixe wie -on, -is und -oid sind very modern! Zur Zeit. Diese scheint jedoch zu Ende zu gehen. Zu viele Epigonen auf den Weg!